Ich wurde durch Werbung in unserem Gospelchor auf diesem Workshop aufmerksam und war wirklich froh, dass sies ein Workshop ist, der von Farbigen geleitet wird. Die Voices of Unity waren in Basel 3 Personen, zum einen Michael und Carmenda Crews sowie Floyd T. Myrie. Gemeinsam bei allen ist, dass sie schon jahrelang Erfahrung in und mit Gospelchören haben. Michael Crews ist nicht nur Gospelmusiker sondern auch Jazzmusiker, Komponist und Chorleiter. Floyd T. Myrie war zudem auf verschiedensten Tourneen mit den Harlem Gospel Singers unterwegs gewesen.
Für mich sind Workshop nichts neues. Allerdings so manch jemand, den ich am Abend angetroffen hatte erzählte, dass dies sein erster Workshop ist. So manch einer war dann etwas verblüfft, standen ja Stühle da und plötzlich erzählt einem ein Farbiger „ja heute Abend wird es noch ein Tanzabend werden“. Allerdings, wenn man Farbige so erlebt, so sind sie eben.
Bereits am ersten Tag wurden Gospels mit unterschiedlichem Tempo einstudiert. Mal ein bisschen worshipmaßig, dann hatte man den Eindruck, dass da ein Reaggyrhythmus drinn steckt oder es war ein Rhythmus wo einfach ein fetziger Gospelgroove drinn steckte.
Am ersten Abend wurden vielleicht gerademal 3 Titel einstudiert. Wäre allerdings auch schade, denn sonst wäre ja die gewisse Vorspannung auf den nächsten Tag schon verpulvert. Prompt hieß es nämlich „am 2. Tag gibt es dann noch mehr Gospels zu lernen.
Da der Mann am Keyboard in den Staaten ein Bishop ist, war es offensichtlich klar, dass der Abend mit einer kurzen Gospelandacht abgeschlossen werden sollte. Die Workshopteilnehmer hatten einfach mal Pause gehabt und konnten genießen. Die Botschaft an die Teilehmer, einfach sich bei den Songs nicht auf den Kopf versteifen sondern es vom Herzen her singen können. Vorallem, wenn man einen Bewegungsdrann verspürt dem einfach nachkommen, nicht überlegen passen die Hände zu den Füßen. Dürfen die Füße überhaupt in Bewegung sein. Frei sein, schlicht die goldene Devise bei den Farbigen. Und das scheint auch irgendwie das Erfolgsrezept zu sein, ein Abend wo man eher den Eindruck hatte, es machte tierischen Spaß und ganz nebenbei hatte man was bei gelernt.
Der zweite Abend sollte nicht direkt damit starten, dass weitere neue Songs einstudiert werden sollten. Erst einmal gab es eine kleine Andacht. Immerhin sind die Gospel bei den Farbigen quasi Lieder, die in der Gemeinde gesungen werden und da es in vielen Inhalten um Gott geht, sollte ihm auch gedankt werden. Es können einem die Farbigen den Mitteleuropäern nicht oft genug bewusst machen, aber wenn man Gospel richtig vermitteln möchte, auch hier wieder die Erinnerung womit man Gospel singensollte – Herzenssache. Gemeint ist damit, wenn man sich berufen fühlt sich zu bewegen, dann soll man es einfach rauslassen und wenn man mal einen Jubelruf loswerden möchte, dann diesen auch einfach mal reinrufen.
Am zweiten Abend wurden einige neue Gospel noch beigebracht, allerdings in einer überschaubaren Menge. Mitunter wurde es damit begündet, dass manche einen anstrengenden Tag hinter sich hatten. Allerdings möchte man auch, dass nach dem ganzen Workshop, dem Abschlußkonzert und dem Gottesdienst die gelernten Songs durchaus noch einige Zeit nachwirken und quasi wie so eine Art Ohrwurm noch etwas im Kopf rumgeistern.
Am dritten Tag wurde dann auch „What a mighty god we serve“ einstudiert. Und offensichtlich hatten sich die Workshopleader gedacht, die Melodie könnten sehr viele kennen – also nehmen wir doch direkt mal eine Melodie die von der in dem Video total abweicht.
Und heute wurde ich von meinem Chorleiter direkt mal auf die Stimmgewalt der Farbigen angesprochen. Seine Meinung „die schreien richtig“. Ich weis natürlich nicht ob das tatsächlich so ist, aber es hat mich an die Meinung eines früheren Chorleiters von mir erinnert, der immer sagte „die Farbigen haben so 2 Schnitzel an Stimmbändern in ihrem Kehlkopf“. Jedenfalls haben die eine Stimmgewalt, die wir Mitteleuropär mit unseren zarten Stimmlippen nicht ganz so in dem Umfang hinbekommen. Lang sollte der letzte Abend werden, denn es wurden nochmal wirklich alle Gospel wiederholt und so manch einer war verblüfft wie schnell man da schon in die Gospel reinfinden konnte und manch einer hatte sein Textblatt schon aus den Händen gelegt. Auch eine kleine Stellprobe gab es, bei der allerdings gerademal 1 oder 2 Lieder gesungen wurden.
Allerdings die Sichtweise wie man die Gospels lernen soll begeistert und motiviert immer. Man beschäftigt sich nur an dem Abend mit den Song, danach geht man heim, schläft und lässt die Songs einfach Songs sein. Meiner Meinung der vollkommen richtige Ansatz, denn so macht man sich auch nicht verrückt und kann ganz relaxt an das Abschlußkonzert rangehen.
Und man hatte es förmlich gemerkt, die ganzen Workshopteilnehmer hatten Spaß bis zum letzten Ton gehabt.
Voices of Unity, die ein Verein sind machen immer 2 x im Jahr einen Workshop. Im Jahr 2015 war der Frühjahrsworkshop in der Kornfeldkirche in Riehen gewesen. Im Herbst gibt es nochmal Workshops in der Thomaskirche in Basel sowie in Reinach in Baselland.
Der Workshop war in zweierlei hinsicht gut. Zum einen konnte man Erfahrungen im Gospel sammeln und vertiefen, zum anderen hat man vielleicht manch einen Teilnehmer begeistern können, der zum ersten Mal sich an einem Gospelworkshop ausprobiert hatte mit dem Gospeln weiter zu machen und vielleicht wird er direkt ein neuer Sänger beim in der Kornfeldkirche angesiedelten Gospelchor „Let’s Gospel“.